Literatur

42
von Gabor Pox

42

Gabor Pox

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Der angesehene Informatiker und KI-Experte entführt die Leser in seinem fesselnden Buch „42“ in eine alternative Vergangenheit der Menschheit. Mit einer einzigartigen Herangehensweise versucht das Buch das bekannte Rätsel zu lösen: Was ist die Frage, wenn die Antwort „42“ lautet? Oder wenn die Antwort „das Universum“ ist? Dabei sucht es nicht nur nach den passenden Fragen, sondern auch nach weiteren faszinierenden Antworten. Die zwei Protagonisten, Brian und Marvin, durch Lichtjahre und Milliarden von Erdjahren getrennt, finden durch intensive Suche nach den Rätseln des Universums nicht nur die Antworten, sondern auch den Weg zueinander. Eine spannende Reise, bei der sich der Kreis schließt. „42“ ist somit nicht nur ein Vergnügen für Liebhaber von Science-Fiction, sondern offenbart auch neue Einsichten in die Geheimnisse von Welt und Universum.

42

HUNDERT sekunden

Selektion

Brian und Marvin hockten im Besprechungszimmer und erwarteten eine Handvoll Wissenschaftler, die sich persönlich mit Marvin sprechen wollten. Auf dem endlosen Tisch stapelten sich Ordner mit gedruckten Informationen (Unsinn, dachte Brian, diese Drucker gehören verboten), Wasserflaschen, Gläser, einige Tablet-Computer für den Bedarfsfall und ein Zauberwürfel.

»Was ist das farbige Ding da?« fragte Marvin.

»Ein Zauberwürfel. Auch Rubiks Würfel oder der ‚Cube‘ genannt«, erklärte Brian.

»Zeig es mir, ist es ein Spielzeug?«

»Es ist mehr als nur ein Spielzeug. Es ist ein Rätsel, eine Aufgabe zum Lösen, so etwas wie ein IQ-Test«, sagte Brian und überreichte Marvin den Würfel. Dieser war im Ausgangszustand, jede Seite zeigte eine homogene Farbe. »Siehst du, wir haben sogar darüber nachgedacht, solche Würfel ins Weltall zu schicken, um unsere Fähigkeiten und Ideenreichtum für fremde Kulturen zu demonstrieren. Ohne Bedienungsanleitung und Texte, die sowieso keiner verstehen würde. Jetzt bist du dran.«

Marvin nahm den Würfel in die Hand und inspizierte die Seiten einzeln.

»Der Würfel besteht aus 3×3 kleineren Würfeln, insgesamt 27, wovon man 26 sehen kann. Der Zauber steckt sicherlich in der Mitte, im versteckten Bereich. Die sechs Farben sind die drei Primärfarben, zwei der drei Komplementärfarben, und Weiß statt Lila.«

»Ein kluger Einstieg.«

»Schauen wir mal. Man kann eine beliebige Seite, quasi ein Drittel des Würfels, drehen. Zwei gegenüberliegende Seiten sogar gleichzeitig, wenn man genug Finger hat. Man kann in beliebige Richtungen unendlich oft drehen. In der Mitte muss ein genialer Mechanismus sein, der diese Drehungen ermöglicht, ohne dass der Würfel auseinanderfällt. Warte. Jetzt stimmen die Farben nicht mehr. Ich muss alles rückgängig machen, um zur Ordnung zurückzukehren. Ich glaube, ich habe es kapiert. Wie viele Kombinationen gibt es?«

»Halt dich fest. Es gibt 43.252.003.274.489.856.000 mögliche Positionen. Kurz gesagt, über 43 Trillionen Stellungen. Besser als Kamasutra. Deine 3,5 Milliarden sind dagegen ein Witz.«

»Moment, diese waren Jahre. Versuch es mit Sekunden. Ich hätte es fast geschafft, mit einer Drehung pro Sekunde, alle Kombinationen zu stellen. Und wie lange dauert es, die Lösung zu finden?«

»Der Erfinder selbst, ein Ungar namens Ernő Rubik, hat beim ersten Mal über einen Monat gebraucht, um zum Originalzustand zurückzukehren. Das war jedoch vor hundertfünfzig Jahren.«

»Dann lassen wir es heute.«

»Moment, die Rekordzeit liegt im Sekundenbereich.«

»Wahnsinn.«

Dann traten die Wissenschaftler ein, und der Würfel blieb auf dem Tisch, bis jemand, ein junger Forscher, ihn in die Diskussion einbrachte. Er wollte wissen, ob der Cube auf dem Exoplaneten Rossby, wo eine ähnliche Entwicklung wie auf der Erde stattgefunden hatte, ebenfalls erfunden wurde. Marvin antwortete sofort.

»Ich hätte auch eine Frage. Wenn der Erfinder Rubik vor hundertfünfzig Jahren nicht auf die Idee gekommen wäre, wäre der Cube heute vorhanden? Ich brauche jedoch keine Antwort, weil es keine klare Antwort gibt. Man kann die Intelligenz einer Gesellschaft nicht daran messen, ob bestimmte Erfindungen vorhanden sind oder nicht. Und jetzt die Antwort: Nein, auf Rossby gab es keinen Cube in dieser Form.«

Die Diskussion ging weiter, über die Relativitätstheorie, schwarze Löcher (der junge Wissenschaftler scherzte, dass in der Mitte des Cube sicherlich ein schwarzes Loch steckte) und wie immer, über die Entstehung des Universums. Irgendwann kam die Frage, die Marvin und Brian erwarteten, aber eigentlich nicht hören wollten.

»Wenn wir davon ausgehen, dass die Evolution auf der Erde auf eine geplante Reproduktion der Rossby-Spezies Homo Sapiens zurückzuführen ist, dann hätten wir eine Antwort für die Erde. Aber was ist der Ursprung des Lebens auf Rossby?« fragte ein älterer Professor der Weltraumforschung. Marvins Antwort kam erneut ohne lange Überlegung. Brian spürte sofort, dass dies eine Improvisation war, da er mit Marvin oft darüber diskutierte, und Marvin nie eine Antwort darauf hatte. Marvin nahm den Zauberwürfel in die Hand und drehte ihn ein paar Mal.

»Vielleicht trägt dieser Würfel die Antwort. Um zum Ausgangszustand zurückzukehren, müssen sehr viele Schritte durchgeführt werden. Die Anzahl der Kombinationen beträgt 43.252.003.274.489.856.000«, Brian war schockiert, dass Marvin diese Zahl im Kopf hatte. »Und wenn die Arbeit getan ist, kann alles von vorne beginnen. Wissen wir, wie oft dieser Würfel hier in meiner Hand bereits in den Ausgangszustand zurückversetzt wurde? Niemand weiß es genau. Genauso wenig wissen wir, wie oft die Weitergabe der DNA-Puzzleteile und die erneute Zusammenstellung erfolgt ist. Man könnte sagen, dass der Ursprung des Lebens auf Rossby genauso eine Wiederholung, eine Reproduktion von einem Leben auf einem anderen Planeten ist, den wir noch finden müssen. Und wenn wir dann n-mal zurückgegangen sind und irgendwann auf einem Planeten einen Ernő Rubik finden, dann könnten wir sagen, das ist der Anfang, die Entstehung des Universums.«

Es gab Applaus, und Marvin legte den Zauberwürfel auf den Tisch zurück. Brian starrte mit panischer Überraschung auf den Würfel. Er war wieder im Originalzustand.

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42

In meinem vorherigen Werk „Künstliche Dummheit“ habe ich die Risiken der nahen Zukunft beleuchtet. Jetzt entführe ich euch 3,5 Milliarden Jahre zurück, um den Ursprung des Lebens auf der Erde genauer zu erklären. Und noch weiter – vor 4,6 Milliarden Jahren soll unser Sonnensystem, und damit unsere Erde, entstanden sein. Noch viel früher, vor 9,5 Milliarden Jahren, bildete sich der Exoplanet Ross 128b. Und was ist mit dem gesamten Universum? Dies soll sogar vor 13,8 Milliarden Jahren aus einem winzigen, heißen Punkt entstanden sein. Doch für heute genügt es. Wir sollten nicht weiter in die Vergangenheit zurückreisen.

Die Geschichte wird durch Forschungen von zwei Wissenschaftlern erzählt. Die Professoren Marvin und Brian entwickeln ihre Theorien, in Raum und Zeit weit voneinander entfernt, bis es plötzlich möglich wird, ihre Entdeckungen zu verschmelzen. Es sollte keine Überraschung sein, dass beide Wissenschaftler die Schuhgröße 42 haben – genau wie ich.

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